Ich bin ja nicht zum Spaß hier. Nach wie vor hab ich dafür zu sorgen, dass bei mir der Schornstein raucht. Also: was gibt’s zum Arbeiten in Nairobi alles zu erzählen?
Fangen wir mal mit den trivialen Sachen an: Wo findet sich ein hübsches Plätzchen zum Arbeiten? Wie so oft kommen auch in der Großstadt Nairobi die CoWorkings in Spiel. Im Rahmen von Veranstaltungen hatte ich die Chance ein paar kennenzulernen:
Arbeiten in Nairobi ’s Coworkings
- Nairobi Garage, Ngong Road
Schon der Contributor Day des WordCamp Nairobi 2018 fand hier statt und bislang war die Nairobi Garage auch der Treffpunkt für das Meetup. Nachdem Organisator Manuh aber dort kein Büro mehr unterhält sollen nun für ein Meetup 15.000 KES (ca. 140 €) für 2 h Raummiete anfallen. Auch sonst, bietet die Garage nicht gerade das beste Preis-Leistungsverhältnis. Aber wer mal „zur Orientierung“ einen Tag rein schnuppern möchte wird nicht abgewiesen.
- Metta, Dursit D2
Ja, das Dursit D2, wo letztes Jahr Januar Al Shabaab Terror und Schrecken verbreitete. Das Metta ist relativ klein, relativ teuer und eigentlich in meiner Einschätzung mehr ein Veranstaltungsort als ein CoWorking. Aber wenn man ein paar Stunden vor der Veranstaltung da ist, kann man auch dort in Ruhe seiner Dinge nachgehen.
- iHub, Lenana Road
Hier habe ich mal den Fehler begangen das über coworker.com zu buchen. Was einem niemand sagt: nur weil dort CoWorking Spaces gelistet sind, heisst das noch lange nicht, dass die auch mit der Plattform zusammenarbeiten. Immerhin wurde meine Zahlung anstandslos rückerstattet. Für 1.200 KES (ca. 10 €), die ich dann vor Ort gezahlt habe, liess sich an dem Tag aber sehr entspannt arbeiten. Obwohl ich schon recht früh (zur angegebenen Öffnungszeit) vor Ort war und niemanden vom Management (lediglich ein paar Coworker) antraf, war die Begrüßung und das Onboarding sehr gut und herzlich.
- WorkStyle Africa, The Address
Das Gebäude am Muthangari Drive/Wayaki Way heisst wirklich so. Sehr großzügig, sehr modern mit einer tollen Aussicht. Als Coworking Space habe ich es bislang nicht genutzt (ehrlich gesagt warte ich bis heute auf Preisinfos), aber der Workshop der CMS Africa Academy, den ich dort mitveranstalten durfte hat durchaus Lust auf mehr gemacht.
- KaziZone, Ciata Mall
Bei uns sozusagen vor der Haustür etwas südlich auf der Kiambu Road gelegen. Vielmehr als eine Anfrage ist bislang noch nicht aus der Idee geworden, dort mal aufzutauchen. Warum? Kommt gleich …
Wie schon erwähnt: coworker.com gibt einen recht guten Überblick über die Möglichkeiten zum Arbeiten in Nairobi. Und zumindest eine grobe Orientierung in Sachen Preise. Im Zweifel aber lieber die einzelnen Spaces direkt kontaktieren und die Raten erfragen.
Cafés und Restaurants in denen man in Nairobi arbeiten kann
Für die mindestens 1.000 KES eines Shared Desk gibt es durchaus eine Menge Alternativen in Form von Cafés. Die beiden größten Ketten, die sich über arbeitende Bevölkerung freuen sind Java und ArtCaffé.
- Java unterhält in Nairobi gefühlt an jeder Straßenecke eine Filiale. Alle verfügen über ein (zumeist) gutes, stabiles, kostenloses WiFi, der Kaffee ist hervorragend und preiswert. Für 250 KES pro Kaffee gibt es kaum ein besseres temporäres Büro. Nicht alle Plätze (vor allem die unter freiem Himmel) sind mit Steckdosen ausgestattet. Auf Nachfrage beim Service wird einem der nächste freie Platz mit Strom aber gleich zugewiesen. Eines ist ebenfalls in der Ciata Mall zu finden und damit der mächtigste Konkurrent zum o.g. KaziZone Coworking
- ArtCaffé ist etwas weniger häufig anzutreffen, aber eine gute Alternative falls mal kein Java in der Nähe sein sollte. Preis/Leistung auf gleichem Niveau.
- Alexandré – mein absoluter Lieblingsort. Zwar nur in Yaya Center und in Village Market zu finden, dafür aber mit den besten Backwaren weit und breit. Die Madeleines alleine sind zum Niederknien.
- Sapee – ebenfalls u.a. in der Ciata Mall (aber auch in Lavington Mall) zu finden. Wenn’s Abwechslung von Java braucht und die Wege kurz sein sollen, die erste Wahl. Vorallem für die After-Work-Happy-Hour-Casual-Friday-End-of-Month-und-sonstwas „Party“.
Wer über den Kaffee hinaus sich mit fester Nahrung versorgen mag: inbesondere bei den ersten beiden ist die Auswahl groß. Von kleinen Snacks wie Samosas bis zu kompletten, aufwändigen Gerichten ist alles dabei. Bei Alexandré sind die Sandwiches und die Quiches sehr empfehlenswert. Wichtig: in allen Restaurants findet sich immer eine sehr große Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten. Üblicherweise auf der Karte auch als solche gekennzeichnet.
Wenn ich mal Tapetenwechsel brauche, dann sind die o.g. Cafés meine erste Wahl um in Nairobi zu Arbeiten.
Home Office
Eigener Herd, … usw. usf. In unserem „Two Bedroom“ Appartement war bislang ein Zimmer mehr oder minder ungenutzt. So ergab es sich, dass wir daraus ein echtes Büro gemacht haben. IKEA gibt’s (erfreulicherweise) nicht, aber jede Menge sehr gute Schreiner. Die modernen Möbel von Dolphin Furniture (bislang nur über Twitter beworben) hatten es uns angetan. Nach einer Vorstellung unserer Ideen für Schreibtische und Regal wurde uns beides innerhalb einer Woche passend gefertig. Passend wirklich im Sinne des Wortes, weil das Regal exakt in eine Nische passt und Fächer für A4 Ordner mitbringt.
Für die drei Möbelstücke haben wir insgesamt 26.000 KES (ca. 235 €) ausgegeben. Nachdem wir feststellten, dass die Farbe zu kleben anfing, wurden alle Teile kostenfrei für uns vor Ort nachlackiert. Kenianer sind da äußerst erfinderisch, wenn es darum geht für handwerkliche Arbeiten einen Platz zu schaffen. Die Nachlackierung fand vor dem Grundstück mitten auf der Straße statt. Alles in allem – auch wegen des sehr guten Kundenservice – ein wirklich guter Deal. Echte Bürostühle stehen schon auf Abruf und sind das nächste Upgrade, bis dahin sind zwei Mahagonistühle vom Esstisch dafür abkommandiert.
Workpermit
Kommen wir zum etwas komplizierteren Teil. Wer darf hier eigentlich in Nairobi arbeiten? Sagen wir mal so: ich eigentlich (noch) nicht. Aktuell bin ich immer noch mit Touristenvisum, welches 90 Tage gilt, unterwegs. Einmalig kann es um weitere maximal 90 Tage verlängert werden. Was dazu führt, dass ich ab und an mal einen Sprung über die Grenze machen muss. Um neue 90 Tage zu bekommen.
Da ich nicht als Angestellter irgendwo arbeite kommt für mich das normale Arbeitsvisum nicht in Frage. Die mit Sicherheit die einfachste Variante und gängige Praxis bei Expatriats, die hier vor Ort für Konzerne oder NGOs sind. Wer niemand anderem, „local“ einen Arbeitsplatz wegnimmt ist grundsätzlich willkommen.
Für mich als Freiberufler greifen die Regeln als Investor. Sprich: ich werde irgendwann mal $ 100.000 auf den Tisch des Herrn legen müssen, um mein Workpermit zu bekommen. Und damit verbunden den „permanent resident“ Status. Sagen wir mal so: $ 100.000 oder 10 Mio. KES sind eine Menge Holz für einen Freiberufler – ich wüsste spontan nicht, in was ich das alles investieren sollte. Umgekehrt: wer wirklich ernsthaft investieren will, kommt mit $ 100.000 nicht sehr weit. Dafür gibt’s gerade mal ein 3 Zimmer Appartement zu kaufen, das als Büro zweckentfremdet werden könnte. Aber was hilft’s über Sinn und Unsinn von Einwanderungsregeln zu debattieren. Schon gar nicht mit einem deutschen Erfahrungshintergrund. Wir haben da selbst mehr als genug zu tun.