Trinksitten in Nairobi

Auf Wunsch eines einzelnen Herren nach “heiss” auch gerne einmal “kalt” im Sinne von gut gekühlten Getränken. Oder wie angekündigt: eher etwas allgemeiner über die Trinksitten in Nairobi.

Trinksitten muss man sich in Nairobi leisten können

In der Tat sind die “Sprit”preise im Vergleich zu Deutschland etwas höher. Also nicht die an der Tankstelle für’s Auto. Da kommt man mit ca. 1 €/ltr Super hin. Und auch nicht an der Tankstelle für Alkohol. Den gibt’s dort nämlich gar nicht, sondern nur in lizenzierten Shops. Die meisten davon sind an Supermärkte angeschlossen oder werden von den einschlägigen Supermärkten sogar selbst betrieben. Der Alkoholverkauf ist einigermassen streng reglementiert und die zwar erlaubte Werbung hat regelmässig die Hinweise auf “drink responsibly”, “kein Alkohol an Minderjährige” und “don’t drink and drive” zu liefern. Gerade letzteres ist durchaus angebracht, weil oft genug ignoriert. Später mehr dazu.

Bier und Cider

Bier ist in ausreichender Auswahl – lokal und international – zu bekommen. In den meisten Fällen kostet eine Dose oder Flasche 0,5 ltr. einheimisches Bier umgerechnet ca. 1,50 €. Für importierte Marken (Heinecken, Carlsberg, Corona) sind eher rund 200 KES, also 1,80 € üblich. Spezielleres Gebräu auch deutlich über 2 €. In der Region tummeln sich z.B. die Bateleur Brauerei mit Dirty Hairy, Bila Shaka, Honey Badger … schon die Namen sind vielversprechend. Oder die Big Five Brewery – eine kleine Hausbrauerei, die von einem Belgier gegründet wurde. Es gibt sogar deutsches Bier! Oettinger :-o. Mehr sag ich nicht. Der Massenmarkt ist fest in der Hand von EABL – der East Africa Brewing Ltd, die auch Lizenzprodukte z.B. von Guiness braut und vertreibt. Als Alternative zum Bier finden sich auch reichlich Ciders im Angebot. Die ehemalige britische Kolonialmacht hat auch hier Spuren hinterlassen.

Trinksitten aus Nairobi - Ein paar lokale Biersorten (und Cider), die ihren Weg zum WCEU Berlin fanden
Ein paar Mitbringsel zum WCEU in Berlin

Wein und Sekt

Ebenso wie Bier wird auch Wein in den Liquer Stores angeboten. Das überwiegende Angebot kommt – man ahnt es – aus Südafrika. COMESA macht’s möglich. Aber auch Frankreich, Italien und Chile sind sehr gut vertreten. Ein guter Tischwein (in der Flasche) fängt bei ca. 1000 KES an, üblich sind 1200 – 2500 KES. Die Preise und Qualitäten der reichlich vorhandenen Tetrapaks habe ich mir nicht angeschaut ;-). Auch Sekt liegt in etwa in der Preisregion und beim importierten Champagner sollte man schon ein sehr ordentlichen Anlass zum Feiern haben. Deutschen Moselwein (aus der Gegend um Perl) habe ich lediglich in einem einzigen Spezialshop in der New Muthaiga Mall entdecken können. Die Preise dafür liegen bei 20 – 35 € pro Flasche. Aber da gibt’s auch eine deutsche Bäckerei und offensichtlich auch das passende Publikum in der Nachbarschaft das bereit ist einen Heimweh-Aufschlag zu zahlen. Anders als beim Bier ist das lokale Angebot sehr überschaubar, lediglich Leleswa aus dem Rift Valley findet sich i.d.R. im Regal.

Spirituosen

Bei den Hochprozentern finden sich i.d.R. die bekannten Marken: Captain Morgan, Glenfiddich, Remy Martin, Southern Comfort, Baileys, Absolut Wodka, etc. etc. Namen sind gerade in der Abteilung äußerst wichtig (siehe weiter unten). Da sich mein Schnapskonsum auf einen gelegentlichen Aperitif oder Digestif beschränkt, brauchte es etwas Zeit um fündig zu werden. Immerhin ein Williams (für umgerechnet fast 30 €) und ein lokaler Bitter (Orijin) sind nun in meiner Hausbar zu finden. Beides nicht überall in den Liquer Stores zu finden. Mit den nächsten Ersparnissen sind dann Pernot und Martini auf der Beschaffungsliste. Unvermeidlicher Beitrag der deutschen Spirituosenkultur auch in Nairobi: Hörnerwiskey, also Jägermeister.

Trink”kultur” und Trinksitten in Nairobi

Gerade Freitags nach Feierabend beginnend, ist es durchaus üblich das Wochenende mit Freunden und Kollegen in einer Nyama Choma Bar zu starten. Nyama Choma ist nichts anders als gegrilltes Fleisch in allen Variationen und dazu gehört natürlich auch das ein oder andere Getränk. Und hier fängt der Unterschied schon an: Bei uns wäre es absolut üblich, das in einer Gruppe der erste anfängt eine Runde Bier oder Wein zu ordern und reihum würde ein jeder sein Schärflein beitragen. Ich habe das höchst selten in Nairobi gesehen und wenn dann eher unter Expats, nicht unter Locals.

Vielmehr ordert hier jeder sein eigenes Getränk und das ist oft genug gleich Hochprozentiges. Absolut Uzuo Usus ist es eine Flasche Rum, Wiskey, Brandy, Wodka oder Gin vor sich zu haben. Für den Eigenverzehr. Ggf. noch irgendwas zum Verlängern wie Limo, Cola oder einfach nur Wasser oder auch einfach nur ein paar Eiswürfel. Ein Teil der Kultur ist dabei: “show off” oder übersetzt: “hast Du was, bist Du was”. “Mein Label ist teurer als Deins” ist ein oft anzutreffendes Spiel und geht so gar nicht mit meiner gelernten und gelebten Kultur überein. Das zieht sich übrigens durch bis hin zur Einladung bei einer privaten Feier. So erlebt beim Baby-Bestaunen meines Fast-Schwagers. Jeder bringt sich seine eigene Flasche Schnaps mit, für den Notfall (und unvorbereitete und unerfahrene Muzungus wie mich) gibt’s ein paar Dosen Bier und einen Tetra-Karton Wein. Nur die Softdrinks zum Verlängern gehen auf’s Haus. Ein echter Kulturschock.

Show Off Deluxe

Die Steigerungsform davon: ich zeig Euch was ich kann und ordere für jeden (s)eine Flasche. Oder die Mega-Flasche mit 3 oder 5 ltr. Inhalt. Und wenn’s auch noch ein paar “Chicks” zu beeindrucken gilt – umso lieber. Bei solchen Wochenend-Gelagen können schon mal gut und gerne 400 bis 500 € draufgehen. Das setzt einerseits ein recht stabiles Einkommen und z.T. leider auch eine leidensfähige Familie voraus. Gerade nach Zahltagen soll es häufiger vorkommen, das z.B. die Schulgebühren der Kinder eher in die ein oder anderen Flasche investiert werden. Wo kriegt man schliesslich mehr Prozente für sein Geld?

Nachdem ein jeder seine Flasche intus hat, geht’s dann – allen Warnungen zum Trotz – mit dem eigenen Auto Richtung Heimat. Gerade an den Abenden am Wochenende sind die Polizeikontrollen mit Straßensperren in der Nähe von “Waterholes” etwas häufiger anzutreffen. Aus wirklich gutem Grund. Das Schlimme daran: Es geht weniger darum Trunkenbolde aus dem Verkehr zu ziehen, als den ein oder anderen Shilling extra zu verdienen. Polizisten in Nairobi sind schlecht bezahlt und bei der Rechtsauslegung höchst empfänglich für bare Argumente. Ein bisschen hatte ich den Unterschied schon im Vergleich zu Tansania angedeutet.

Fazit für mich

Ich trinke gerne mal ein Fläschen Bier oder ein Glas Wein. Auch gerne ab und an und in guter Gesellschaft auch etwas mehr davon. Und Schnaps ist für mich eher in der Abteilung Medizin oder gehobener Genuss zu Hause. Mein eh schon nicht übermässiger Alkoholkonsum ist in Nairobi nochmal deutlich nach unten gegangen. Ja, mir geht’s dabei sehr gut.

10 € und mehr für einen Secherpack Bier oder eine Flasche Wein wollen wohl überlegt sein. Angebote – wie z.B. jüngst für Tuborg Bier zu 130 KES oder Frontera Weine aus Chile zu 850 KES die Flasche – nehme ich da gerne mit um das Depot mal aufzustocken. Das ist zwar immer noch nicht wirklich billig, aber hilft das Gewissen etwas zu beruhigen. Die noch nicht migrierte Hausbar mit serbischem Pflaumen-Brandy, französischem Calvados und italienischem Grappa ist hier einerseits undenkbar weil nicht auf dem Radar. Und anderseits auch wohl auch unbezahlbar, gäbe es das entsprechende Angebot.


Kleines Update: wenn Alkohol schon teuer (wertvoll, kostbar,… ) ist, dann gebührt ihm auch ein entsprechender Platz im Haus. Seit Freitag dafür vorhanden:

Barschrank. Trinkeraltar
Barschrank. Oder auch Trinkeraltar.

Nach unseren Vorgaben vom Schreiner des Vertrauens in Mahagoni (Corpus und Blenden) gefertigt.

5 Kommentare zu „Trinksitten in Nairobi“

    1. danke für den Hinweis auf die Links. Habe ich schon korrigiert. Hab gestern das steinalte (und zwischenzeitlich überflüssige) MU Domain-Mapping Plugin beerdigt. Daher noch die Referenzen auf die alte Subdomain. Ich gehe gleich mal die restliche Seite durch ob da nicht noch andere Fragmente übrig geblieben sind.

      Was die Kaufkraft angeht: wohl wahr! Das Durchschnittseinkommen liegt bei etwa 1000 €/mtl.

      1. Sehr gerne! Das Plugin hatte ich früher auch schonmal im Einsatz, aber ich habe schon Ewigkeiten keine Multisite mehr gemacht und habe auch keine mehr online…. seitdem einem die Datenbanken nachgeschmissen werden und man eh alles aus der Distanz warten kann, sehe ich da für mich gar nicht mehr so den Mehrwert.

        Spannender Link mit den Durchschnittsgehältern: Tatsächlich könnte das Durchschnittsgehalt wohl noch drunter liegen, die Datenbasis scheint mir auf einen schnellen Blick (übermäßig?) viele Leute mit Hochschulabschlüssen zu berücksichtigen…

  1. Hallo Stefan,

    spannend mit den Trinkgewohnheiten.
    Ich habe eine zeitlang in Italien gelebt, dort nennt man das “fare una bella figura” (eine gute Figur vor anderen machen) und ich konnte das nie leben. Da geht es mir wohl so wie dir.
    Auf Bier kann ich noch gut verzichten, aber ein Gläschen Rotwein in guter Gesellschaft würde mir fehlen.

    Apropos MU Domain-Mapping Plugin – einfach auf entfernen klicken, oder wie?!

    1. MU Domain-Mapping einfach entfernen: jein. Nur unter der Bedingung, dass die korrekten Domains und nicht die Subs bei den Webseiteneinstellungen der Multisite hinterlegt sind. Und idealerweise natürlich die db nach Vorkommnissen der ollen Subdomain durchforsten und auf die korrekte Domain umbiegen – WP-CLI empfohlenermassen, weil damit auch die serialisierten Einträge korrekt umgebaut werden.

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