Irgendwie bin ich über mich selbst erstaunt, dass ich zu meinem Lieblingsthema erst jetzt was schreibe: Leckeres Essen. Und zwar typisches aus Nairobis Küchen, aus Kenia und teilweise sogar ganz Ostafrika.
Wie immer gilt: Afrika ist kein Land. Afrikanisches Essen gibt es daher nicht. Die westafrikanische Küche unterscheidet sich erheblich von dem was sich in Nairobis Küchen vorfindet. Und Nordafrika ist eher von der orientalischen als der schwarzafrikanischen Kochkunst beeinflusst. Das gilt zu einem großen Teil aber auch für Ostafrika. Entlang der Küste ist die Islamische Kultur und Küche sehr ausgeprägt. Die Arabische Halbinsel war schon immer der Umschlagplatz zwischen Europa, Afrika und Asien. Und entsprechend sind Einflüsse von hüben nach drüben gewandert. Auch die Briten als Kolonialmacht haben ihren Einfluß hinterlassen. In zweierlei Hinsicht: die eigene – nach internationalen Maßstäben nicht sehr entwickelte – Essens- und Küchenkultur. Das britische Highlight – der Tee – mit all seinen verschiedenen Tee-Zeremonien ist aber als eines der besseren Beispiele hängen geblieben. Sehr viel mehr findet sich aber die indische Küche – sowohl in Reinkultur als auch als Einfluß in Kenia wieder. Die Inder wurden von den Briten sozusagen als „Puffer“ zur einheimischen Bevölkerung installiert – wenn schon allseitige Demütigung, dann richtig! Noch heute sind einige Stadtteile Nairobis wie z.B. Parklands fest in „Muhindi“ Hand.
Die folgende Auswahl von leckeren Gerichten aus Nairobi erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das was mir nicht schmeckt, lasse ich einfach aus 😀
Tee oder Kaffee? Frühstück in Nairobi
Beides – Tee und Kaffee – wird hier direkt vor der Haustüre angebaut. Unser Wohnviertel Thindigua war bis vor wenigen Jahrzehnten noch überwiegend Kaffeeplantagen. Ein paar wenige Hektar sind zwischenzeitlich übrig geblieben. Aber nur wenige Kilometer Richtung Norden im Kiambu County ist noch reichlich davon zu finden. Noch. Der Moloch Nairobi wächst. Noch etwas weiter nordwestlich Richtung Limuru findet sich dann Tee. Tee hat auf mich absolut beruhigende Wirkung. Betrachtend, nicht getrunken. Ich glaube hier möchte ich alt werden.
Der typische kenianische Tee wird mit reichlich Milch aufgebrüht und gerne auch mit Ingwer angereichert. Schon wegen der Milch bleibt Kaffee mein Favorit, auch wenn ich dem Tee nicht komplett verschliesse. Insbesondere Gästen wird mindestens Tee angeboten – spätestens da ist aus Gründen der Höflichkeit kein Entkommen.
Dazu werden gerne Mandazi gereicht. Es gibt wohl kaum eine Kultur auf Gottes weiter Erde, die nicht irgend etwas Teigiges im heissen Fett ausgebackenes kennt. Der Twist hier: Kardamom und – vor allem an der Küste – Kokosmilch. Fluffig ausgebacken und gerne noch halbwarm ein absoluter Hochgenuss.
Alles was unter kontinentalem, englischem oder amerikanischen Frühstück bekannt ist, ist schon auch zu finden, aber eher „eingeschleppt“. Mein erstes typisch kenianisches Frühstück ist bis heute einer meiner absoluten Favoriten: Süßkartoffeln. Ja, richtig gehört. Eine gekochte Mahlzeit ist nicht unüblich und neben Arrowroots sind Sweetpotatoes die am häufigsten anzutreffenden Mahlzeiten für den Start in den Tag. Die gelben (es gibt noch ein paar mehr Sorten) Süßkartoffeln werden mit feingehakten Zwiebeln und Tomaten gekocht und ergeben eine sähmige Soße mit den Kartoffelstücken. Superlecker und nahrhaft.
Mittagessen – Lunch
Zum Glück kommen mir die hiesigen Essengewohnheiten sehr entgegen. Mittag ist eher schmal, aber ein häufig anzutreffender Snack sind Samosas. Dünne Teigtaschen – der Teig ist mit dem von Frühlingsrollen vergleichbar – gefüllt mit Hackfleisch. Wahlweise vom Rind oder vom Huhn. Oder auch vegetarisch mit div. Gemüsen. Auf jeden Fall pikant abgestimmt und mit Limone serveriert. Es lohnt sich in den verschiedenen Lokalen die Größe abzufragen um die gewünschte Anzahl besser bestimmen zu können, aber so zwei gehen eigentlich immer ;-). Und: eine der bei mir weniger gewordenen Gelegenheiten Fleisch zu mir zu nehmen.
Abendessen – Dinner
Die Hauptmahlzeit des Tages. Auch hier: es gibt Fleischiges, aber es hat trotz allem zivilisatorischem „Fortschritt“ immer noch den Status etwas besonders zu sein. Etwas das es nicht jeden Tag gibt. Im Schnitt komme ich auf eine Fleischmahlzeit pro Woche. Wobei: die gekochten Mengen bei uns allgemein so angelegt sind, dass wir da mehr als einmal was von haben. Bei einmal die Woche zähle ich also Töpfe, nicht Teller ;-). Meine wiederkehrenden Favoriten: Pilaw und Githeri. Ersteres aufgrund der Gewürze eher der Küste zuzuordnen, letzteres ganz klar Kikuyu Küche des Berglands.
Pilaw ist ein gewürzter Reis mit reichlich Gemüsen. Die Würzmischung Pilaw Masala enthält Zimt, Nelken, Karamom, Lorbeer, Koridander, Kreuzkümmel und schwarzer Pfeffer. Viel mehr Orient geht eigentlich kaum. Und in der Luxusvariante kann auch Fleisch oder Fisch nach Gusto mitgekocht werden.
Githeri ist ein Eintopf auf der Grundlage von (weissem, jungen) Mais und Erbsen oder Bohnen. Ansonsten wird regional und saisonal dazu gemixt, was Feld und Garten gerade zu bieten haben: Karotten, Sellerie, Kartoffeln, Kürbis – besonders Butternut (Moschus Kürbis), Zucchini, Kohl, etc. etc. Auch hier: für die Carnivoren sind Fleischeinlagen – Hack oder Gulaschwürfel – erlaubt. Unverzichtbar und für mich bis dato ein Sakrileg in der Küche: ohne Maggiwürfel geht nichts! So ganz vegan ist’s dann damit eher nicht ;-).
Und wer jetzt nach Ugali fragt: siehe oben unter „was ich weglasse“. Ja, das findet sich schon auch bei uns auf dem Tisch. Aber ehrlich gesagt rangiert das für mich unter „optimal geschmacksneutral“.
Auswärts Essen in Nairobi
Ok, der Teil ist gerade etwas schwierig in Zeiten von Corona. Auch wenn die ersten Restaurants unter strengen Auflagen wieder geöffnet sind. Grundsätzlich findet sich aber so ziemlich jede internationale Küche irgendwo in Nairobi wieder. Aber wenn es „Wanjiku“ – das ist die Kenianische Version des deutschen Michels, aber eben weiblich – mit Freunden, Kollegen oder Familie ins Restaurant zieht, dann gerne zum Nyama Choma. Gegrilltes in Hülle und Fülle, meist Ziege, Lamm oder Rind, eher seltener Schwein. Auf den Grill kommt, was das Tier hergibt und Fleisch ohne Knochen kann nach landläufiger Meinung nicht schmackhaft sein. Das eher trocken gebraten Fleisch wird vor dem Servieren in mund- und handliche Stücke gehackt. Dazu gibt es traditionell Mukimo – ein Kartoffelstampf der mit div. Blättern grün gefärbt und mit dem unverzichtbaren Mais und Erbsen gemischt wird – sowie Kachumbari einem Tomatensalat mir reichlich Zwiebeln und frischem Koriander – oder Dhania wie er hier genannt wird.